SCOPE-CARE: Wie kann man die Versorgung erkrankter Gesundheitsfachkräfte verbessern?

Laura Lüdtke © Privat
Haben Sie sich mit Beginn des Förderzeitraumes konstituiert oder gibt es Ihr Projekt schon länger?
Das Projekt SCOPE-CARE führt die Forschungsarbeit des vom Bundesforschungsministerium geför-derten LoCoVHCW-Projekts (Long COVID bei Gesundheitsfachkräften, engl. HCWs, 2022-2024) fort. Durch die Anschlussförderung ist es möglich, den Langzeitverlauf der Post-COVID-Symptomatik, psychosozialer Aspekte und der Versorgungserfahrungen und –strukturen bei Betroffenen aus dem Gesundheitswesen und der Wohlfahrtspflege über insgesamt 36 Monate zu ver-folgen.
Was sind die Inhalte und Ziele Ihres Projektes?
Im Rahmen des SCOPE-CARE-Projekts werden Gesundheitsfachkräfte, die sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit mit SARS-CoV-2 infiziert hatten und die 2023 bereits an der ersten Erhebung des LoCoVHCW-Projekts teilnahmen und dort angaben, in Folge ihrer Infektion Symptome im Sinn eines Post-COVID-Syndroms zu erleben und/oder eine ärztliche Post-COVID-Diagnose erhalten zu haben (N= 2.436), zu zwei Folgebefragungen im Abstand von 12 Monaten eingeladen. Dabei werden das gesundheitliche Befinden, die Lebensqualität, Funktionsfähigkeit sowie der Rehabilitationsbedarf und die bisherigen Versorgungserfahrungen erfasst.
Zusätzlich wird eine Teilstichprobe zur Teilnahme an einem dreimonatigen sog. Ecological Momenta-ry Assessment (EMA) eingeladen, um den Symptomverlauf, dessen Interaktionen und Auswirkungen auf das tägliche Leben zu untersuchen. Eine weitere Teilstichprobe wird zur Teilnahme an Interviews eingeladen, deren Fokus auf der Gestaltung der Versorgungspfade und Faktoren, die die Inanspruchnahme medizinischer Versorgung beeinflussen, liegt. Durch die Nutzung der einzigartigen Per-spektive von Fachkräften des Gesundheitswesens, die sowohl PCS-Betroffene als auch Behandeln-de, Versorgende und Pflegende sind, wollen wir den notwendigen Unterstützungsbedarf bei der Inanspruchnahme von Versorgungsmaßnahmen ermitteln und Empfehlungen für die Optimierung zukünftiger Versorgungspfade und Behandlungsmaßnahmen zu entwickeln.
Können Sie uns die internen Strukturen Ihres Projektes beschreiben?
SCOPE-CARE wird am Institut und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Martin Härter durchgeführt. Das Projektteam besteht weiterhin aus einer Studienkoordinatorin, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin und einer studentischen Hilfskraft. Methodisch beraten wird das Projekt durch Prof. Dr. Levente Kriston, ebenfalls Institutsmitglied. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) durchgeführt (Kooperationspartner Prof. Dr. Albert Nienhaus). Die BGW gewährt dabei einen pseudonymisierten Zugang zur Stichprobe, die im Rahmen des Vorgängerprojekts randomisiert ausgewählt wurde und über die Studie informiert und zur Teil-nahme eingeladen wurde.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihre Projektarbeit?
In der bisherigen Erhebung LoCoVHCW haben überwiegend Personen teilgenommen, die beson-ders stark von der Symptomatik betroffen sind. Dies ist sehr wertvoll, da ihre Perspektiven und Erfahrungen essenziell für das Verständnis der Problemlagen und Bedarfe sind. Andererseits möchten wir jedoch auch diejenigen einbeziehen, deren Beschwerden sich bereits verbessert haben – sei es durch bestimmte Interventionen, durch Selbsthilfestrategien oder durch natürliche Verläufe. Diese Stimmen fehlen bislang weitgehend, obwohl sie wichtige Hinweise auf wirksame Faktoren und unterstützende Bedingungen geben könnten. Unser Ziel ist es daher, das Studiendesign so weiterzuentwickeln, dass wir künftig ein breiteres Spektrum an Erfahrungen abbilden können und so ein ausgewogeneres Bild der Situation erhalten.