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Patient-reported Outcome Measures (PROMs) zur Harmonisierung von Datensätzen in LongCARE 

Die Forschung zu Long-COVID steht vor einer doppelten Herausforderung: Das Krankheitsbild ist weiterhin unscharf definiert und es liegen bislang weder spezifische Biomarker noch einheitliche Instrumente zur Erfassung etwa der Symptomatik vor. Ein Beitrag von Prof. Dr. Yesim Erim (Erlangen) und Prof. Dr. Dr. Martin Härter (Hamburg).

Prof. Dr. Yesim Erim, Prof. Dr. Martin Härter @ Klinikum Forchheim Fränkische Schweiz/Standort Ebermannstadt; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Die Forschung zu Long-COVID steht vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen ist das Krankheitsbild weiterhin unscharf definiert, zum anderen liegen bislang weder spezifische Biomarker noch einheitliche Instrumente zur Erfassung der Symptomatik bzw. des Verlaufs vor. Innerhalb der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten LongCARE-Initiative zielen zahlreiche Projekte darauf ab, ein besseres Verständnis für das Post-COVID-Syndrom und seine Folgen zu gewinnen. Um die daraus resultierenden Daten vergleichbar und gemeinsam nutzbar zu machen, ist die Harmonisierung der Erhebungsinstrumente ein zentrales Anliegen – insbesondere im Hinblick auf patientenberichtete Merkmale (Patient-reported Outcomes, PROs).

Warum PROMs zentral sind

Patient-reported Outcome (PROs), also subjektive Angaben von Patient:innen zu Symptomen, zu ihrer Lebensqualität oder Funktionsfähigkeit, gewinnen in der klinischen und Versorgungsforschung zunehmend an Bedeutung. Sie bilden nicht nur relevante Endpunkte für Studien, sondern ermöglichen auch eine differenzierte Perspektive auf den subjektiven Krankheitsverlauf. Die Erfassung dieser Merkmale erfolgt über sogenannte Patient-reported Outcome Measures (PROMs), also strukturierte Fragebögen, die theoretisch definierte Konstrukte wie Fatigue, Ängstlichkeit oder soziale Teilhabe messbar machen. Diese PROMs können krankheitsspezifisch oder generisch sein. Neben PROMs sind auch Patient-reported Experience Measures (PREMs) im Kontext patientenberichteter Informationen von Bedeutung, um die Versorgungserfahrungen der Patient:innen während der Behandlung zu erfassen.

PROMs sind im Kontext von Post-COVID-Syndromen besonders relevant: Da bisher keine eindeutigen Diagnosemarker vorliegen, sind patientenberichtete Angaben oft die einzige Möglichkeit, die Erkrankung zuverlässig zu erfassen und zu dokumentieren. PROMs helfen außerdem, Prädiktoren für Krankheitsverläufe zu identifizieren, z.B. mangelnde soziale Unterstützung. Auch für die Beantragung von Rehabilitationsmaßnahmen oder (Erwerbsminderungs-)Renten spielen PROMs eine zunehmend wichtige Rolle. Darüber hinaus ermöglichen sie eine systematische Verlaufsbeobachtung und die Bewertung von therapeutischen Interventionen.

Harmonisierung als Voraussetzung für Vergleichbarkeit

Vor diesem Hintergrund verfolgt LongCARE u.a. das Ziel, projektübergreifend möglichst einheitlich einsetzbare PROMs zu etablieren. Die Harmonisierung ermöglicht es, Symptome, Belastungen und Krankheitsverläufe systematisch zu erfassen und vergleichbare, aggregierbare Datensätze über verschiedene Projekte hinweg zu generieren. Dabei stehen nicht nur inhaltliche Kriterien im Vordergrund, sondern auch anwendungsbezogene Aspekte wie Lizenzfreiheit, Ökonomie, Verständlichkeit und psychometrische Qualität der Instrumente. Für eine belastbare Datengrundlage sind zudem ausreichend große Stichproben entscheidend.

Ein mehrstufiger Auswahlprozess hat sich in internationalen Studien und systematischen Übersichtsarbeiten als strukturierter und praxisnaher Weg bewährt, um geeignete PROMs für spezifische Versorgungskontexte zu identifizieren. Er ermöglicht es, sowohl wissenschaftliche Gütekriterien als auch Anforderungen an Umsetzbarkeit und Patientennähe systematisch zu berücksichtigen.

Innerhalb der LongCARE-Initiative bildet dieser Ansatz die Grundlage für die anstehende Harmonisierung und Abstimmung eines gemeinsamen PROM-Sets. Koordiniert wird dieser Prozess von Prof. Dr. Yesim Erim (Erlangen) und Prof. Dr. Dr. Martin Härter (Hamburg), die als Sprecher der "Arbeitsgruppe Fragebögen und Datenteilen" benannt wurden und beide Projekte in der der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten LongCARE-Initiative leiten. 

Prof. Matthias Rose (Berlin) bringt zusätzliche Perspektiven ein, etwa aus Projekten der Medizininformatik-Initiative. Prof. Matthias Rose ist darüber hinaus seit Beginn an der in den USA entstandenen PROMIS-Initiative (Patient reported outcomes measurement information system) beteiligt, die die Standardisierung von PROMs im Gesundheitssystem zum Ziel hat. In Deutschland steht die nationalweite Implementierung von PROMs bislang noch aus. Eine solche ist aus Sicht der Beteiligten für eine Optimierung der Behandlungs- und Versorgungsstrukturen für Post-COVID-Syndrome wie weiterer (chronischer) Erkrankungen von großer Relevanz.